Der Kalterer See in Südtirol

Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, kalt ist der See in Südtirol im Vergleich zu anderen Seen nicht. Er ist sogar der wärmste See der Region. Und ganz nebenbei auch noch der größte.
Mit etwa 1,8 Kilometer Länge und knapp einem Kilometer Breite erstreckt er sich über eine Fläche von circa 150 Hektar.
Obwohl mitten in den Alpen gelegen, befindet er sich nur auf einer Höhe von 216 Metern über dem Meeresspiegel. Diese geringe Höhenlage und die geringe Tiefe des Sees von weniger als 6 Metern ergeben im Sommer bis zu 28 Grad Wassertemperatur. Ideal für den Badebetrieb.

Die Lage des Sees ist Spitze!

Unweit der Autobahn A 22 in Italien, etwa 14 Kilometer südlich von Bozen, liegt der Kalterer See. Etwa 4 Kilometer nördlich des Sees befindet sich die Gemeinde Kaltern, die ihm seinen Namen gab. 4 Kilometer südlich des Sees liegt die bekannte Weinbaugemeinde Tramin. Über den Brenner ist die Region von Deutschland und Österreich aus sehr gut und leicht erreichbar. Der See selbst befindet sich in einem alten Flussbett der Etsch.

Fische und Vögel fühlen sich im und um den See wohl

Eine intakte Natur spielt am See eine große Rolle. So ist der See auch Anziehungspunkt für viele Tiere.
Aufgrund des Nährstoffreichtums tummeln sich unzählige Fische im Gewässer. Für Angler bietet sich daher ein willkommenes Revier. Diverse Karpfenarten, Rotaugen, Aale, Zander und Hechte sind nur einige der Vertreter. Der Fischreichtum und die verschilften Uferbereiche am Südufer ziehen aber auch viele Vögel an. Zugvögel legen hier gern eine Zwischenrast ein. Ein geschütztes Naturreservat bewahrt das ökologische Gleichgewicht.
Die Artenvielfalt am und im See und das saubere Wasser sind aus ökologischen Gründen ein gutes Zeichen, auch für den Tourismus.

Die Entstehung

Die Legende sagt, dass an der Stelle des Sees früher ein Dorf stand. Dessen Bewohner sollen boshaft und geizig gewesen sein. Der Überlieferung nach kam Jesus mit seinen Jüngern vorbei, um nach etwas Wasser und Brot zu fragen. Doch nur ein alter, armer Mann konnte ihm Wasser anbieten. Nachdem Christus vergeblich um Brot gebeten hatte, soll er das Wasser des alten Mannes ausgeschüttet haben, welches sich dann zu einem reißenden Strom entwickelte und das Dorf unter sich begrub. Nur die Hütte des armen Mannes blieb verschont. Der somit neu entstandene See gab ihm jedoch durch seinen Fischreichtum und sein Wasser immer genug Nahrung, so dass der arme Mann zu großem Reichtum kam.

Soweit die Legende. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass der See bereits seit etwa 12000 Jahren besteht. Damals floss die Etsch durch das Tal. Diese führte immer wieder zu Überschwemmungen und so entschloss man sich im 13. Jahrhundert zum Deichbau. Zusätzlich wurde im Laufe der Zeit ein 20 Kilometer langer Abflussgraben errichtet, der mit dem nötigen Gefälle das überschüssige Wasser bei heftigen Niederschlägen und Schneeschmelze weiter unten in die Etsch leitete. Der Graben musste so lang sein, da die Abfluss-Stelle tiefer als der See liegen musste. Die Etsch liegt in Seenähe etwa 6 Meter höher als der See selbst.

Der Weinbau

Da der Kalterer See direkt an der Südtiroler Weinstraße mit ihren sonnenverwöhnten Hängen liegt, gedeihen hier natürlich auch schmackhafte Trauben und Weine.
Direkt am See liegt das älteste DOC-Gebiet der Region, wo die Vernatsch-Traube reift. Beliebt ist der Wein zu den typischen regionalen Knödeln, aber auch zu Fisch und Geflügel. Die Italiener lieben ihn aber auch zu Pizza und Pasta.
Ein weiterer bekannter Wein ist der Gewürztraminer. Im Anbaugebiet wird sowohl Rot- als auch Weißwein angebaut. Bereits seit dem 11. Jahrhundert wird in der Region um Tramin der Traminer angebaut. Er ist die bekannteste Sorte Norditaliens.

Entstanden ist er als Ableger von Savignin Blanc. Beide Weine sind für ihre Langlebigkeit bekannt. Im Keller können sie durchaus 30 Jahre gelagert werden. Obwohl nach dem Städtchen Tramin benannt, wird er weltweit in einer enormen Vielfalt verschiedener Sorten angebaut. Er ist so beliebt, dass er selbst in Regionen wie Kanada, Luxemburg oder den Golanhöhen kultiviert wird. In Deutschland wurde im 15. Jahrhundert mit dem Anbau des aromatischen Rebensafts begonnen.

Man kann den Wein an der Weinstraße nicht nur trinken, sondern sich ihm auch auf andere Art nähern. Ein Besuch des Weinmuseums oder eine Weinsafari durch verschiedene Weingüter und Kellereien bieten sich nicht nur bei schlechtem Wetter an. Die Südtiroler Weinakademie bietet verschiedene Seminare und Programme an. So kann man den angenehmen Genuss mit intellektueller Bereicherung hervorragend kombinieren.

Der Badebetrieb

Die meisten Menschen kommen im Sommer aber nicht nur wegen des Weins, sondern vor allem, um ins Wasser zu springen. Die Saison fürs Baden reicht meist von Mitte Mai bis Ende September. Die Infrastruktur am See ist hervorragend. Während am Südufer ein Naturreservat mit Schilf zum Schutz der Artenvielfalt vorherrscht, kann am Ost- und Westufer gebadet werden. Hunde sollten zu Hause bleiben, da sie nicht erlaubt sind.
Die Wasserqualität ist ebenfalls hervorragend. Neben einem kleinen Holzsteg am Nordufer in der Nähe des Restaurants Lido gibt es weitere vier größere Badeanstalten.

Badebetriebe sind das Freischwimmbad Lido, der Seegarten, Gretl am See und der Badebetrieb Klughammer.
Die Eintrittspreise bewegen sich zwischen 6 und 8 Euro für Erwachsene. Ermäßigungen gibt es unter anderem für Kinder und bei späterem Eintritt am Nachmittag. Im Lido gibt es beispielsweise ein Sportbecken, Whirlpools, ein Kinderbecken und einen grandiosen Blick über den See. Die Architektur wurde vom Wiener Architekten E. Fuchs entworfen. Das Schwimmbad befindet sich etwas oberhalb des Sees und ermöglicht einen Panoramablick vom Sonnendeck aus. Das ist spektakulär und macht Spaß. Saisoneröffnung ist je nach Wetterlage meist Mitte Mai. Hier sollte man vor einem Besuch nachfragen, ob bereits geöffnet ist.

Segeln, Surfen, Rudern, Tretbootfahren und noch mehr

Gegen Mittag, insbesondere im Frühling, zieht der „Ora“ genannte Wind durch das Etschtal und mit ihm zieht es Windsurfer und Segler von Nah und Fern an den See. Motoren aller Art sind auf dem Gewässer nicht erlaubt. So haben Badegäste, Surfer und Segler den See für sich allein. Wobei das Wort „allein“ bei gutem Wetter relativ ist. Es gibt aber Möglichkeiten, trotz vieler Besucher seine Ruhe zu genießen.

Tret- und Ruderboote werden an vielen Stellen verliehen. Unter anderem in den verschiedenen Badeanstalten. Viele Tretboote sind mit kleinen Wasserrutschen versehen, was für Kinder natürlich einen besonderen Spaß darstellt. Aber auch Erwachsene bevorzugen die Boote, wenn sie einfach ihre Ruhe auf dem See haben wollen. Da sie häufig Platz bis zu 6 Personen bieten, sind sie auch zum Sonnen und Relaxen bestens geeignet. Segelboote werden nach aktuellem Stand bisher noch nicht vermietet.

Gut geeignet ist der See natürlich auch für die immer beliebter werdende Stand-Up-Paddle Gemeinde. Ein großer, warmer See bietet sich dafür hervorragend an. Ein SUP-Verleih ist mittlerweile selbstverständlich. Die Preise liegen für den Verleih eines SUP als auch bei den Tretbooten bei etwa 12 Euro pro Stunde. Eine halbe Stunde ebenfalls machbar und entsprechend günstiger. Mehrmals im Jahr werden am See Segelregatten veranstaltet. Der Kalterer Segelverein lädt ein und so manch neugieriger Zuschauer erfreut sich an den vielen eindrucksvollen weißen Segeln.

Die regionale Küche genießen

Ob traditionell alpenländisch oder italienisch, hier werden die verschiedenen Kreationen kombiniert.
Fisch aus einheimischen Gewässern steht ebenso auf der Speisekarte, wie Wild und Geflügel. Aber auch Nudeln und Pizza kommen nicht zu kurz.

Traditionell sind die Marende und das Törggelen. Marende kommt vom Lateinischen „torquere“. Das war das Wort für das Weinpressen. Aus der Tradition heraus wurden die Erntehelfer am Nachmittag zur Marende, also zu einer Jause eingeladen. Die bestand aus Speck, Schüttelbrot und Wein. Dazu gab es Kaminwurz und Käse aus Südtirol. Auch heute noch finden sich diese Zutaten auf den Speisekarten der Region.

Das Törggelen ist wie die Marende ein typischer Südtiroler Brauch im Herbst. Auch diese Tradition kam aus der Einladung an die Erntehelfer zum Saisonende. Die Wirtshäuser offerieren typische Hausmannskost. Begonnen wird traditionell mit einer Suppe, welche Gerste, Schweinefleisch oder Gemüse enthalten kann. Entscheidend für die Zutaten ist die Herkunft aus Südtirol.

Anschließend wird der Hauptgang serviert. Besonders beliebt sind Knödel in allen Varianten. Sogenannte „Schlutzer“ sind mit Spinat gefüllt und besonders typisch für die Region. Dazu gehört natürlich eine Schlachtplatte. Die sollte neben Sauerkraut auch alle Arten von Wurst und Fleisch enthalten. Hauptsache deftig. Blutwurst, „Selchfleisch“, „Rippelen“ und viele andere Sorten Fleisch bilden das Highlight. Kartoffeln runden das Ganze ab.

Zum Dessert werden süße Bauernkrapfen gereicht. Das sind mit Marmelade oder Mohn gefüllte Teigtaschen. Dazu gibt es gebratene Kastanien. Diese Kastanien galten in früheren Zeiten mal als wertlos. Heute sind sie ein Genuss.
Es gibt wahrscheinlich niemanden, der nach einem Törggelen immer noch nicht satt geworden ist.

Die Törggelen-Runde sollte vor allem gesellig sein und alle sollen ihren Spaß haben. Ein Törggelen kann man aber auch als Wanderung genießen. Neben den kulinarischen Höhepunkten erfreut man sich zusätzlich auch noch an der Natur. Außerdem tut es auch mal gut, sich bei dem umfangreichen Angebot an wohlschmeckenden Gaumenfreuden die Beine zu vertreten.

Freizeitaktivitäten

Rund um den See gibt es auch sonst vieles zu erleben. In den Dörfern kann man über die traditionellen Bauernmärkte schlendern und neue Köstlichkeiten probieren. Radfahren, Wandern, Mountainbiken. Das sind nur einige der bekannteren Aktivitäten, die man rund um den See erleben kann. Weniger bekannt ist, dass auch viele Menschen zum Golfen oder im Herbst zum Sammeln von Pilzen kommen. Für Kinder gibt es ein riesiges Programm. Nicht nur Spielplätze sind in großer Auswahl vorhanden. Auch Hochseilgärten laden zum Abenteuer ein.

Minigolf, der Abenteuerpark in Altenburg oder eine Sagenwanderung lassen keine Langeweile aufkommen.
Bei schlechtem Wetter bietet sich die grandiose Fahrt mit der Mendelbahn an. Diese bereits 1903 eröffnete Standseilbahn wartet mit 64 Prozent Steigung auf und ist ein Erlebnis. In 12 Minuten werden 850 Meter Höhenunterschied überwunden.

Fazit

Auch wer nur ein Wochenende kommt, kann sicher sein, dass er sich bei guter Küche, Badespaß und grandioser Natur hervorragend erholt. Durch die vielen weiteren Freizeitmöglichkeiten in den Alpen ergeben sich bei jedem Wetter Gelegenheiten, Natur und Spaß zu genießen.